Interview Florence Dewaele, Innenarchitektin der Residenz Gallery
Florence Dewaele, Innenarchitektin und Designerin sowie Gründerin der Agentur MAISON FLORALE.
Florence Dewaele, können Sie uns etwas über die Entstehung des Gallery-Projekts erzählen?
Das Projekt begann, als wir ein anderes großes Projekt in Merl fertigstellten: die Residenz Recital. Dieses Projekt ist ein absolutes Premium-Projekt, das sich mit klassischer Musik beschäftigt. Um das neue Gallery-Projekt zu starten, haben wir uns in eine ebenso hochwertige Richtung bewegt, aber in einem ganz anderen Stil. Das Thema Kunst in verschiedenen Formen beeinflusst die stilistische Ausrichtung dieses Projekts. Ikonische Designermöbel, Bilder von (vor allem luxemburgischen) Künstlern, Fotografien aus der luxemburgischen Fotothek und die Wahl der Materialien sind alles Elemente, in die wir die Codes der Kunst einfließen ließen. Das Ergebnis ist ein Lebensraum, der durch seinen Komfort und seine Atmosphäre einzigartig ist.
Wie haben die besonderen Bedürfnisse der Bewohner Ihren Ansatz beeinflusst?
Die medizinischen und gesundheitlichen Bedürfnisse der Bewohner sind sowohl den Gallery-Teams als auch unserem Planungsbüro, das regelmäßig Einrichtungen für Senioren entwirft, gut bekannt und werden gut beherrscht. Es geht darum, über diese Bedürfnisse hinauszugehen und mehr als nur eine sichere Umgebung zu schaffen: einen Ort, an dem man gerne leben möchte.
Wir konzipieren solche Projekte auf der Grundlage von zwei Grundprinzipien. Die Wohnanlage soll nicht nur Senioren gefallen. Wenn die Wohnanlage anderen Generationen nicht gefällt, ist es unwahrscheinlich, dass ein älterer Mensch sie besuchen möchte oder sich vorstellen kann, dort zu wohnen. Es muss allen Altersgruppen gefallen, uns, den Kindern und Enkelkindern der Senioren. Wir schaffen Räume, in denen wir selbst gerne leben würden.
Das zweite Prinzip ist, dass die medizinischen und gesundheitlichen Aspekte zwar vollkommen vorhanden und verfügbar sind, aber nicht sichtbar sein dürfen. Es handelt sich hier nicht um ein Krankenhaus, sondern in erster Linie um einen Ort zum Leben. Ein Ort, an dem man sich wohlfühlt und an dem man gerne Freunde und Familie empfängt.
Das Wohnheim verfügt unter anderem über einen sehenswerten Bereich. Er ist Bewohnern gewidmet, die an Alzheimer erkrankt sind. Die Innenarchitektur ist hier besonders durchdacht, um die Bewohner in einer gepflegten Umgebung anzupassen, zu betreuen und zu beruhigen.
Was hat Ihnen an diesem Projekt gefallen?
Alles! Erstens war es in vielerlei Hinsicht eine echte Herausforderung: ein neuer Markt, Besonderheiten aufgrund des luxemburgischen Kontexts, aber auch eine völlig revolutionäre Vision von Pflegeheimen. Ich habe viel Energie und Freude in diese Aufgabe investiert. Anschließend hatte ich das Glück, meine Kreativität mit großer Freiheit ausleben zu können. Ich habe auch die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Gewerken genossen. Die Innenarchitektur hat die Fähigkeit, einen Ort zu verändern und den Bewohnern eine tägliche Erfahrung zu ermöglichen. Sie erfordert ein hohes Maß an technischem Können, und genau das macht das Projekt so wertvoll.
Was sind diese technischen Besonderheiten?
Eine Seniorenresidenz erfordert eine ganz besondere Aufmerksamkeit. Es müssen eine Reihe von Aspekten berücksichtigt werden, wie zum Beispiel die Fortbewegung. Die Durchgangsbereiche müssen groß genug sein, damit Personen in Rollstühlen oder mit Rollatoren bequem aneinander vorbeigehen können. Dies wirkt sich auf die Art der Wandverkleidungen aus, die besonders widerstandsfähig sein müssen, oder auf die Bodenbeläge, die weder rutschig noch zu dunkel sein dürfen, um Menschen mit Sehbehinderung nicht zu verunsichern. Man muss sich in ihre Lage versetzen. Einige von ihnen haben echte Schwierigkeiten, sich zu bewegen. Ihr Alltag soll so leicht und angenehm wie möglich gestaltet werden. Die Materialien werden auch im Hinblick auf ihre Pflege ausgewählt. Manchmal kommt es zu Ungeschicklichkeiten, umgestoßenen Gläsern usw. Man muss also technische Stoffe wählen und nicht irgendeine Art von Kissen, Sessel oder Vorhang. All diese Details und die geltenden technischen Vorschriften müssen berücksichtigt werden. Wir müssen zum Beispiel eine Reihe von Elementen wie Tapeten validieren lassen. Sie müssen den Brandschutznormen entsprechen, das gesamte Gebäude unterliegt einer strengen Kontrolle.
Welche Materialien und Farben haben Sie bei diesem Projekt bevorzugt?
Die Struktur des Gebäudes zwang uns zu Betonelementen, die in den Gemeinschaftsräumen ziemlich präsent sind. Wir haben beschlossen, mit diesen Säulen zu spielen, den Beton zu akzeptieren und diese Struktur aufzuwerten. Aber wir wollten dieses rohe Material durch die Verwendung von Holz und durch ein erstaunliches Farbenspiel mildern. Im Pflegeheim findet man ein kräftiges Blau, das an das von zeitgenössischen Künstlern verwendete Blau erinnert, das wiederum durch ein subtiles Rosa gemildert wird, das eine sanfte und feminine Note verleiht. Dieses Rosa wird in verschiedenen Materialien wie den Vorhängen im Restaurant oder in den Spiegeln in der Bar und den dekorativen Leuchten eingebracht. Die Materialien und Farben entsprechen sich in Harmonie und verleihen Charakter und eine warme Atmosphäre. Für das Service-Wohnheim wurde ein besonderer Ansatz gewählt, um eine eigene Identität zu erhalten. Eine Herausforderung bei diesem Projekt bestand gerade darin, auf den ersten Blick Charakter zu verleihen, aber dass man sich den Raum im Alltag aneignen kann.