Interview Florence Dewaele, Innenarchitektin der Residenz Recital
Florence Dewaele, Innenarchitektin und Designerin sowie Gründerin des Büros MAISON FLORALE.
Florence Dewaele, Sie waren am Projekt Residence Récital als Innenarchitektin tätig. Warum dieser Name, warum das Thema Musik?
Die Residenz fügt sich in eine Umgebung ein, ein Viertel mit einer Geschichte, das Viertel Merl, in dem sich das Musikkonservatorium befindet. Was für ein wunderbares Thema für ältere Menschen: Musik erweckt die Sinne, sie ist ein Feld des Ausdrucks, sie gestaltet den Alltag fröhlicher und schöner. Wir wollten keine kalte, unpersönliche Atmosphäre. Von daher erschien uns das Thema Musik als sehr passend.
War dies für Sie ein “klassisches” Projekt?
Die Projekte meiner Agentur sind meistens in Belgien oder Frankreich.
An einem Projekt in Luxemburg zu arbeiten, erforderte eine gründliche Recherche und ein gutes Verständnis der architektonischen Kodexe des Landes.
Ich habe beispielsweise nach den Besonderheiten der Hotels, Restaurants und Pflegeheime des Großherzogtums gesucht und dabei die in diesem Projekt gewünschte Philosophie einbezogen. Darüber hinaus ist die Fläche von über 10000 Quadratmetern beeindruckend. Die Residenz verfügt über einen Balneobereich, ein Schwimmbad… Infrastrukturen, die für diese Art von Struktur relativ selten sind.
Was hat Ihnen an diesem Projekt gefallen?
Alles! Erstens war es in vielerlei Hinsicht eine echte Herausforderung: ein neuer Markt, Besonderheiten aufgrund des luxemburgischen Kontexts, aber auch eine völlig revolutionäre Vision von Pflegeheimen. Ich habe viel Energie und Freude in das Projekt gesteckt. Anschließend hatte ich das Glück, meine Kreativität mit großer Freiheit ausleben zu können. Ich habe auch die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Gewerken genossen. Die Innenarchitektur hat die Fähigkeit, einen Ort zu verändern und den Bewohnern eine tägliche Erfahrung zu ermöglichen. Sie erfordert ein hohes Maß an technischem Können, und genau das macht das Projekt so wertvoll.
Was sind diese technischen Besonderheiten?
Eine Seniorenresidenz erfordert eine ganz besondere Aufmerksamkeit. Es müssen eine Reihe von Aspekten berücksichtigt werden, wie zum Beispiel die Fortbewegung. Die Durchgangsbereiche müssen groß genug sein, damit Personen in Rollstühlen oder mit Rollatoren bequem aneinander vorbeigehen können. Dies wirkt sich auf die Art der Wandverkleidungen aus, die besonders widerstandsfähig sein müssen, oder auf die Bodenbeläge, die weder rutschig noch zu dunkel sein dürfen, um Menschen mit Sehbehinderung nicht zu verunsichern. Man muss sich in ihre Lage versetzen. Einige von ihnen haben echte Schwierigkeiten, sich zu bewegen. Ihr Alltag soll so leicht und angenehm wie möglich gestaltet werden. Die Materialien werden auch im Hinblick auf ihre Pflege ausgewählt. Manchmal kommt es zu Ungeschicklichkeiten, umgestoßenen Gläsern usw. Man muss also technische Stoffe wählen und nicht irgendeine Art von Kissen, Sessel oder Vorhang. All diese Details und die geltenden technischen Vorschriften müssen berücksichtigt werden. Wir müssen zum Beispiel eine Reihe von Elementen wie Tapeten validieren lassen. Sie müssen den Brandschutznormen entsprechen, das gesamte Gebäude unterliegt einer strengen Kontrolle.
Was unterscheidet die Residenz Récital aus innenarchitektonischer Sicht von anderen Pflegeheimen?
Die Residenz Récital ist in dieser Hinsicht in der Tat sehr einzigartig. Unsere Arbeit bestand insbesondere darin, den Aspekt der Pflegebedürftigkeit unsichtbar zu machen. Das Ziel bestand darin, den Bewohnern und den Familien, die sie besuchen, die Möglichkeit zu geben, eine gehobene Residenz in vollen Zügen zu genießen und nicht in einem Pflegeheim mit weißen Wänden und einer klinischen Atmosphäre zu leben. Stattdessen haben wir versucht, die Räume warm, lebendig und komfortabel zu gestalten. Das Thema Musik findet sich wieder, aber diskret, in kleinen Pinselstrichen. Wir haben mit Materialien und Optiken (Marmor, Holz, Ziegel, Fliesen…) gespielt, um dem Ort Charakter zu verleihen. Auch Stoffe sind sehr präsent. Ziel ist es, den Bewohnern Lust darauf zu machen, sich in den Gemeinschaftsbereichen aufzuhalten und ihren Aufenthalt in der Residenz voll und ganz und angenehm zu erleben. Schließlich müssen wir im Gegensatz zu einem Hotel, in dem der Aufenthalt nur von kurzer Dauer ist, hier langfristig denken. Die Bewohner bleiben mehrere Jahre und dürfen nicht müde werden. Das ist wichtig!
Was soll von Ihrer Arbeit an diesem Projekt in Erinnerung bleiben?
Mir ist vor allem wichtig, dass der Ort Lust auf mehr macht. Lust für die Bewohner, jeden Raum in vollen Zügen zu genießen, und Lust für ihre Angehörigen, sie zu besuchen. Dafür ist das Ambiente sehr wichtig. Die Terrassen, das Restaurant … alles muss bearbeitet werden, um die bestmögliche Umgebung zu schaffen, und zwar für alle.